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Trumps forest cities: Es gab sie wirklich

Posted on 23. September 202023. September 2020 by Klaus-Jürgen Bauer

Trumps austrian forest cities: Eine Lachnummer

Beinahe alle Medien überschlugen sich letzte Woche in höhnischen Kommentaren über einen gleichviel lustigen als auch verwirrten Sager des amerikanischen Präsidenten Donald Trump. Die Medien bezogen sich dabei auf folgenden Aufmacher der online Zeitschrift The American Indepentent, die wichtigste digitale Plattform für – wie sie es selber nennen – progressive news. Dort konnte man also folgendes lesen:

“Trump says people in countries like Austria „live in the forest“ and have „forest cities.“ He says in these areas they „have more explosive trees“ than California, but don’t have the same kind of fire problems. He says this is because they „thin the fuel.“

Die Österreicher – so berichteten daraufhin beinahe alle Medien auf der Welt unisono – würden zwar laut Donald Trump in Waldstädten leben und hätten dort auch explodierende Bäume, aber dadurch, dass sie ständig das Laub aus ihren Wäldern entfernen würden, hätten sie keine Probleme mit Waldbränden.

 

Trumps austrian forest cities: Eine Zeitungsente

Stimmt das so? Tatsächlich lief das Ganze folgendermaßen ab. Donald Trump landete am 14. September 2020 am Sacramento McClellan Flughafen. Er hatte dort ein Treffen mit dem Governeur Gavin Newsom, um mit ihm über die verheerenden kalifornischen Waldbrände zu sprechen. Als der Präsident sein Flugzeug verlassen hatte, sprach er zu den auf der Rollbahn anwesenden Reportern. Er sprach davon, das trockene Bäume in der Hitze der Großbrände gleichsam explodieren würden. Dann sprach er über eines seiner Lieblingsthemen, nämlich Waldmanagement. Wörtlich sagte der amerikanische Präsident folgendes:

“If you go to other countries, you go to Austria, you go to Finland, you go to many different countries and they don’t have fires. I was talking to the head of a major country and he said, “We’re a forest nation. We consider ourselves a forest nation.” This was in Europe. I said that’s a beautiful term. He said, “We have trees that are far more explosive.” He meant explosive in terms of fire. But we have trees that are far more explosive than they have in California, and we don’t have any problem, because we manage our forests.” So we have to do that in California too.“

 

Trumps austrian forest cities: Es gab sie wirklich!

Leider sind also die Waldstädte, in denen die Österreicher angeblich leben würden eine Zeitungsente. Nichtsdestotrotz ist es in Zeiten von Umweltschutz und Erderwärmung aber ein faszinierendes Denkmodell, Städte in Wäldern zu haben. Wenn man ein bisschen in der Geschichte Österreichs gräbt, dann wird man diesbezüglich nämlich tatsächlich fündig! Es gab in Österreich tatsächlich einmal eine Stadt im Wald. Diese Stadt hatte etwa 20.000 Einwohner und wurde im Jahr 1867, nach der für Österreich verheerenden Schlacht von Königgrätz gegründet.

Trumps austrian forest cities: Die echte Waldstadt

Bei dieser Waldstadt handelt es sich um das so genannte Brucker Lager, das die k. k. Armee nach der verheerenden Niederlage gegen Preußen bei Königgrätz zu bauen begann. Das Lager wurde direkt an der damaligen ungarischen Grenze bei der Stadt Bruck an der Leitha auf freiem Feld errichtet. Das Lager befand sich etwa 42 Kilometer südöstlich von Wien. Es beherbergte in seiner Vollbelegung um die 20.000 Menschen: Man kann also durchaus von einer Stadt sprechen.

Trumps austrian forest cities: Die Architektur

Dieses Lager bestand aus architektonisch sehr interessanten Einzelobjekten, die alle gleich waren. Es handelte sich um standardisierte Holzriegel-Bauten, die etwa 30 Meter lang und ca. 15 Meter breit waren. Der Mittelteil dieser Holzgebäude war basilikal überhöht und wurde mit Oberlicht-Fenstern belichtet. Jede Funktion dieser Lagerstadt wurde nun in der gleichen, standardisierten Typologie untergebracht. Egal ob Kirche, Postamt, Friseur, Stallungen, Mannschaftsunterkünfte oder repräsentative Bauten: Es war immer der gleiche Typus aus Holz. Die jeweiligen Unterschiede waren gering. So unterschieden sich etwa Offiziersgebäude von den Mannschaftsunterkünften nur durch ein kleines Detail: erstere hatten zusätzlich nämlich Fensterläden. Einfachheit, Schlichtheit und Sparsamkeit war Staatsraison. Sogar Kronprinz Rudolf, der österreichische Thronfolger lebte einmal für drei Wochen in einer dieser Baracken. Er lebte dort übrigens genau so schlicht wie alle anderen Bewohner. Eine undenkbare Sache, wenn man an heutige Staatsspitzen denken: aber so ändern sich eben die Zeiten.

Trumps austrian forest cities: Die Waldstadt

Warum kann man beim Brucker Lager aber von einer Waldstadt sprechen? Als diese Lagerstadt nach der verlorenen Schlacht von Königgrätz erbaut wurde, legte man im Lagerbereich auch eine eigene Baumschule an. Diese sollte der Kühlung und Verschönerung des Lagers dienen. Welch eine Vision! Die frühesten Fotografien des Lagers zeigen eine schematische, ja trostlose Anordnung immer gleicher Baracken in einer baumlosen Ebene. Bereits 10 Jahre später sind die Bäume für das Ortsbild bestimmend. Zwanzig Jahre später verschwindet das Lager unter dichten Baumkronen.

Diese Waldstadt mit allen Funktionen einer richtigen Stadt bestand bis nach dem Zweiten Weltkrieg. Danach wurde nicht mehr in Holz, sondern für die Ewigkeit gebaut. Die Bäume wurden umgeschnitten, die Holzbaracken entfernt. Gestalterische Banalität zog im Lager ein und blieb. Die Haltbarkeit der neuen, für die Ewigkeit gebauten Gebäude beträgt übrigens durchschnittlich etwa 30 Jahre. Die einfache, nachhaltige Holzstadt im Wald existierte in aller ihrer Einfachheit dagegen etwa 90 Jahre lang. Bei gutem Willen stünde sie noch heute unter den dichten Kronen alter Bäume.

Einer der letzten alten Holzgebäude des alten Brucker Lagers. Das Bauwerk ist heute verputzt, die Oberlichten sind geschlossen.

 

Literaturtipp: Die historischen Fotos habe ich dem wunderbaren und umfangreich recherchierten Buch 150 Jahre Brucker Lager der Historikerin Petra Weiß entnommen.

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In der Buchreihe Schönheit der Dinge geht es um Architektur und ihre Randbereiche. Die einzelnen Bände sind zwischen 100 und 200 Seiten stark, bebildert und teilweise mit Zeichnungen des Autors versehen.

Neben seiner Autorentätigkeit ist Klaus-Jürgen Bauer Architekt, unterrichtet an Universitäten, hält Vorträge im In- und Ausland und ist als Juror, Kurator und Berater tätig.

Member of ICOMOS, ARCHITEKTUR RAUMBURGENLAND und PEN

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