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Postmoderne im Burgenland: Eine Rückschau

Posted on 26. September 202026. September 2020 by Klaus-Jürgen Bauer

Postmoderne im Burgenland: Ein Begriff entsteht

Die Postmoderne Architektur ist eine Architektur der Erinnerung. Die Traditionen der Disziplin müssen nicht wie in der Moderne überwunden werden. Traditionen sah man im Gegenteil als eine Sammlung von Möglichkeiten, derer man sich als postmoderner Architekt bedienen konnte. Der Begriff Postmoderne geht auf einen Diskurs unter Philosophen in Frankreich zurück. Der gebildete schottische Aristokrat Charles Jencks nahm Mitte der 1970er Jahre diesen in den Geisteswissenschaften und der Literaturwissenschaft kursierenden Begriff auf. Er übertrug ihn dann auf die Architektur. Die postmoderne Architektur entstand jedoch bereits früher. Ab den 1960er Jahren wurde in den USA bereits postmodern gebaut. In den 1980er Jahren war die postmoderne Architektur in Europa angekommen. Auch im Burgenland, dem östlichsten und dörflich strukturierten Bundesland Österreichs wurde damals postmodern gebaut.

 

Postmoderne im Burgenland: Critical Regionalism

Als eine Art Unterbewegung der Postmodernen Architektur entstand in Mitteleuropa der Begriff des Kritischen Regionalismus. Der Begriff wurde erstmals von Alexander Tzonis und Liane Lefaivre gebraucht. Kenneth Farbton verbreite ihn dann. Das Standardwerk dieser Bewegung wurde sein im Jahr 1983 erschienenes Buch Towards a Critical Regionalism: Six points for an architecture of resistance.

 

Postmoderne im Burgenland: kontextuelles Bauen in Mörbisch

Etwa zur gleichen Zeit entstanden in Mörbisch drei öffentliche und ein privater Bau des Wiener Architekten Othmar Sackmauer. Mörbisch ist ein kleines Dorf im äussersten Osten Österreichs, direkt an der ungarischen Grenze gelegen. Diese Bauten zeichneten sich durch ihre starke regionale Bindung aus. Sowohl die pannonische Landschaft als auch die lokalen Bautraditionen fanden in diesen Entwürfen ihre Berücksichtigung. Waren diese Bauten rein formale Spielereien oder steckte da mehr dahinter? Friedrich Achleitner machte jedenfalls im Burgenland-Band seines Epochen-Werks Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert aus dem Jahr 1983 fast enthusiastisch auf die Mörbischer Arbeiten von Sackmauer aufmerksam. Die Bauten von Othmar Sackmauer waren für Achleitner sogar einer der überzeugendsten Versuche der formalen Anbindung an eine traditionelle Bausubstanz.

 

Postmoderne im Burgenland: Eine Überprüfung

Konnten diese filigranen Bauten die Zeiten überstehen? Es gibt sie jedenfalls noch. Sie sind jetzt vierzig Jahre alt und haben die Zeitläufte unverändert überstanden. Möglicherweise waren diese Bauwerke in ihrer Zeit richtungsweisend. Alles jedoch, was diesen feinen zarten Bauten in Mörbisch formal nachfolgte, war deutlich gröber, ungeschlachter, langweiliger. Eine Schule wurde damit jedenfalls nicht begründet. 

 

Postmoderne im Burgenland: Erkennen, was da ist

Der Aufmerksamkeit von Achleitner ging ein bundesweites Ereignis zuvor, das auch den Ort Mörbisch betraf, nämlich das Österreichische Denkmalschutzjahr 1975. Mörbisch lag in Agonie, als es zu einer Modellgemeinde des Denkmal- und Ensembleschutzes wurde. Historisch gesehen war Mörbisch ein Anhängsel der nahegelegenen Stadt Ödenburg. Hier befanden sich die Weingärten der wohlhabenden Ödenbürger Bürger. Um diese Weingärten zu bearbeiten und zu hüten, entstanden entlang eines schmalen Angers sogenannte Hofgassenhäuser. Das waren winzige, hintereinander angeordnete, ärmliche Wohnstätten, in denen kinderreiche Hüterfamilien als Taglöhner unter furchtbaren sozialen Bedingungen hausten. es gab keine Privatheit und ständigen Streit: ein kleines Neapel am Neusiedler See. Nach zwei Weltkriegen hieß Ödenburg Sopron und war bei Ungarn geblieben. Mörbisch aber, dass nun zu Österreich gehörte lag nun direkt am Eisernen Vorhang: Sackgasse, Endstation. Die Grundlage für das Denkmalschutzjahr wurde ein vom Büro Kaitna/ Reichel/ Smetana im Jahr 1973 formuliertes Pflichtenheft zur Ortskernsanierung von Mörbisch.

 

Postmoderne im Burgenland: Historische Bindungen

Seltsame historische Koinzidenz: Als 1975 im österreichischen Denkmaljahr Geld und know how nach Mörbisch und seine im Verfall befindlichen Hofgassenhäuser kam, erhielt auch die nur wenige Kilometer entfernte ungarische Mutterstadt Sopron/ Ödenburg die Goldmedaille des Europäischen Preises für Denkmalschutz.

 

Postmoderne im Burgenland: Das Denkmaljahr

Das österreichische Jahr des Denkmals wurde nicht nur in Mörbisch ein großer Erfolg. An die 1000 Zeitungsartikel zu Denkmalfragen erschienen in diesem Jahr. Blau-weiße Emailschilder wurden zu populären Zeichen dieser Zeit. Ein Hauptziel der Kampagne – nämlich einen effektiven Ensembleschutz zu etablieren – gelang jedoch nicht. Karl Schwanzer etwa sprach sich im Denkmaljahr entschieden gegen die Bewahrung von Ensembles wie Mörbisch aus:

„Die heutigen Architekten können doch der Mumifzierung unserer Städte nicht tatenlos zusehen. (..) Die Furcht vor der Spitzhacke, die Unwertes zerstört, um Neuem Platz zu machen, muß dem Vertrauen zum Können unserer Gegenwartsarchitekten weichen. Diese haben ein Recht, Zeugnisse von Heute für das Morgen zu schaffen.“

Postmoderne im Burgenland: Bauen in Mörbisch

Nicht alle Architekten dachten so. Othmar Sackmauer etwa hatte in Mörbisch ein altes Hofgassenhaus. Er entwarf im Abstand von nur zwei Jahren in Mörbisch ein Feuerwehrhaus, ein privates Wohnhaus, Bauten für das Seebad und eine Jachtservice-Station. Obwohl hier sehr unterschiedliche Funktionen vorliegen, ähneln sich alle Bauten formal: Es sind zarte, kleine Bauwerke, zu Gruppen zusammengefügt. Allesamt haben sie subtile Giebelüberstände, ein steiles Satteldach und weiße Fassaden. Vor den Einzelbaukörpern schuf Sackmauer durch das Vorziehen der Dächer elegante Loggien.

Mit Details ging er jedoch sehr zurückhaltend um: hier ein zeitgeistig-organgefarbiges Fliesenspiel, da eine ungewöhnliche Fenstergruppierung. Mehr gab es nicht. Das, was Achleitner damals faszinierte, gilt auch noch heute: Es sind Lösungsmöglichkeiten für unterschiedliche Funktionen innerhalb des Strukturmodells der alten, steilgiebeligen Hofzeilenhäuser. Diese Entwürfe sind eine Anbindung an die allgemeine, den Ort beherrschende Maßstäblichkeit. Der Kontrast aus struktureller Angleichung und gleichzeitig eine starken Abweichung davon ergab laut Achleitner die Qualität dieser Bauwerke. Die Ensembles erzeugen durch eine strenge Grundform mit gewagten Öffnungen eine lokale Atmosphäre, aber mit unerwarteten Variationen.

Mit meinem Beitrag in der Zeitschrift Architektur & Bauforum über diese Phase der postmodernen Architektur im Burgenland wollte ich jedenfalls gegen das allzuschnelle Vergessen der Postmoderne im Burgenland  einen kleinen Beitrag leisten.

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In der Buchreihe Schönheit der Dinge geht es um Architektur und ihre Randbereiche. Die einzelnen Bände sind zwischen 100 und 200 Seiten stark, bebildert und teilweise mit Zeichnungen des Autors versehen.

Neben seiner Autorentätigkeit ist Klaus-Jürgen Bauer Architekt, unterrichtet an Universitäten, hält Vorträge im In- und Ausland und ist als Juror, Kurator und Berater tätig.

Member of ICOMOS, ARCHITEKTUR RAUMBURGENLAND und PEN

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